#52weeks52sports: Tauchen


Ohne Kiemen geboren

Ich hasse es, Schnupfen zu haben. Dieses Gefühl, nur noch durch den Mund atmen zu können, ist einfach nur fies. Und deswegen war ich mir auch immer hundertprozentig sicher, dass Tauchen nicht mein Sport ist. Trotzdem stand ich in Woche 5 auf der Wassersport-Messe BOOT begeistert vor dem riesigen Wassertank für die Schnuppertaucher. Wie toll, dass Menschen wie ich das in einer Messehalle einfach mal ausprobieren können. Ich bin bestimmt eine Viertelstunde lang um den Info-Stand drumherum geschlichen, bis ich mich getraut habe, einfach mal nachzufragen. Was muss man mitbringen, um einen Schnuppertauchgang zu machen? Und gibt es überhaupt noch freie Plätze? Gibt es! Und so habe ich meine eigentlichen Sportpläne für diese Woche über den Haufen geworfen und mich mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend fürs Schnuppertauchen angemeldet.

Erstmal muss ich einen langen Fragebogen ausfüllen. Habe ich Krankheiten? Neige ich zu Panikattacken? Kann ich den Druck in den Ohren ausgleichen? Puh. Der Bogen soll zur Sicherheit beitragen. Mich macht er etwas nervös. Einen wirklichen Grund zur Aufregung gibt es aber eigentlich nicht. Denn der Pool für die Schnuppertaucher ist gerade einmal sechs Meter lang, knapp fünf Meter breit und nur 1,80 Meter tief. Und weiße Haie habe ich in dem Becken auch nicht entdecken können. Trotzdem habe ich ein bisschen Herzklopfen, als meine Gruppe von Tauchlehrer Albert Brüne vom DUC Stommeln eine Einführung bekommt. Er erklärt uns die wichtigsten Zeichen unter Wasser: Daumen nach oben bedeutet zum Beispiel nicht, dass alles super ist, sondern dass man nach oben möchte. Also Auftauchen. Um unter Wasser zu signalisieren, dass alles prima ist, formt man aus Daumen und Zeigefinger einen Kreis. Wenn irgendwas nicht stimmt, kippt man dagegen die flache Hand hin und her.

 

Danach geht es in die Umkleiden. Hoffentlich ist das Tauchen nicht so anstrengend, wie das Anziehen des Neopren-Shortys. Als ich mich in erfolgreich in den feucht-kalten Anzug gezwängt habe, geht es an die Treppe des Tauchturms und ich bekomme meine Flossen und eine Tauchmaske. Und natürlich das wichtigste beim Scuba Diving: Meinen Rucksack mit der Pressluftflasche. Zum Unter-Wasser-Atmen.

Luft holen nicht vergessen

Von Tauchlehrer Albert lernen wir, dass die Atemluft in der Flasche extrem komprimiert ist, mit einem Druck von 200 bis 300 bar. Über mehrere Regler wird dieser Druck so reduziert, dass der Taucher unter Wasser normal atmen kann. Als ich das Mundstück in die Hand nehme, schießt zischend Luft heraus. Herrje, ich sehe mich schon aufgeblasen wie ein Ballon unter Wasser hin und her titschen. Albert lacht über diese Vorstellung, zeigt mir, wie ich das Mundstück zum Schweigen bringe und zieht mir den Rucksack auf. Dann geht es die Treppe rauf und mit den Füßen voran ins Wasser. Vorsichtig, ohne das Gleichgewicht zu verlieren, denn der Rucksack mit der Atemluft-Flasche ist ganz schön schwer. Im Wasser nimmt mich Tauchlehrer Roel van Doorne in Empfang und drückt mir meinen Atemregler in die Hand. Wie war das? Erst ausatmen. Es könnte noch Wasser im Mundstück sein. Vorsichtig atme ich dann zum ersten Mal ein. Die Luft findet überraschend sanft ihren Weg in meine Lungen. Roel signalisiert mir, dass ich den Kopf mal unter Wasser nehmen soll. Ein paar erste Atemzüge - dann traue ich mich, die Füße von der Treppe zu lösen und ganz ins Wasser zu gleiten. Ich schwimme ein paar Züge, bis mir plötzlich etwas schwindelig wird. Ach so. Ich habe vergessen, zu atmen. Ich muss mich erstmal dran gewöhnen, dass ich unter Wasser die Luft nicht mehr anhalten muss. Ich freue mich über die lustigen Luftblasen, die bei jedem Atemzug um mein Gesicht herum schweben. Aber Roel ist irgendwie nicht zufrieden. Er lässt mehrmals Luft aus meinem Rucksack. So kann ein Taucher im Wasser auf- oder absteigen. Bei mir tut sich aber leider gar nichts. Ich dümpele an der Wasseroberfläche rum. So könnte ich natürlich auch Schnorcheln gehen.

 

Darf es noch ein bisschen blei sein?

Also greift Roel zu härteren Maßnahmen. Er lässt mich auftauchen und packt mir noch zwei Kissen mit Blei in die Weste. Außerdem erinnert er mich daran, dass ich vor dem Abtauchen nicht tief einzuatmen brauche. Denn auch zu viel Luft in den Lungen hält mich an der Oberfläche. Ich gehe also wieder unter Wasser, atme bewusst aus und schwimme aktiv nach unten. Endlich tauche ich ab. Aber was ist das? Der Druck auf meinen Ohren wird überraschend heftig. Das hätte ich bei 1,80 Meter Wassertiefe nicht erwartet. Ich versuche reflexartig, durch Schlucken den Druck wieder auszugleichen. Dabei merke ich, wie trocken mein Mund geworden ist. Ich werde hektisch, habe das Gefühl, nicht mehr atmen zu können und tauche schnell wieder auf. Roels Gesicht ploppt mit einem fragenden Ausdruck neben mir an der Wasserfläch hoch. "Was ist passiert?" Gute Frage. Ich habe plötzlich Angst bekommen. Erstmal ruhig und regelmäßig Luft holen. Ich rufe mir alles ins Gedächtnis, was Norbert und Roel mir erklärt haben. Dann tauche ich wieder ab und konzentriere mich auf eine ruhige Atmung. Nach und nach komme ich wieder in einen normalen Atemrhythmus und vergesse irgendwann tatsächlich, dass ich durch den Mund atme. Ich werde mutiger und schaue mich neugierig im Becken um. Auf dem Boden liegen kleine Torpedos aus Neopren. Sie sind so beschwert, dass sie mit einem Schubs unter Wasser mehrere Meter gleiten. Ich werfe einen der Torpedos zu Roel rüber. Geschickt fängt er ihn auf - und fordert mich dann heraus.

 

Feeling like a seehund

Er täuscht an, wirft nach links, nach rechts, über mich, unter mich, hinter mich. Ich muss reagieren, mich drehen, wenden, ständig die Richtung unter Wasser wechseln. Ein bisschen sehe ich vermutlich aus, als hätte jemand einem Seehund das Apportieren beigebracht. Meine Freunde auf der trockenen Seite der Bullaugen amüsieren sich jedenfalls herzlich darüber, wie ich unter Wasser dem Torpedo hinterher hechte und mich freue, wie ein kleines Kind. Hach! Tauchen ist toll. Ich schwebe und gleite und wirble durchs Wasser. Mit den Flossen kann ich richtig schnell werden. Außerdem ist es unter Wasser so schön still. Nichts zu hören außer dem regelmäßigen Blubbern des Atemreglers. Und ich muss zugeben: Durch den Mund zu atmen ist gar nicht so schlimm. Mein Fazit: Tauchen ist ein tolles Gefühl. Und in einem Becken voller Chlorwasser kein Problem. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie ich reagiere, wenn irgendein großer Fisch plötzlich neben mir auftauchen würde. Aber im Tauchturm besteht ja erstmal keine Gefahr.

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Albert Brüne (Mittwoch, 01 Februar 2017 10:32)

    Super Bericht. Du hast das Tauchen und besonders die Freude beim Tauchen, original beschrieben.
    Einziger Fehler: Wir sind nicht vom DUC Dormagen, sondern vom DUC Stommeln e.V. !!!! www.duc-stommeln.de.
    Und damit auch im Verband deutscher Sporttaucher vdst.de und machen außer Ausbildung und Spasstauchgänge auch wissenschaftlich biologische Tauchgänge. Bitte Ändern.

    Angebot zum weiteren Schnuppertauchen, etwas ausführlicher besteht immer noch.

    Als kleines Bonbon: Ich mache auch Bogenschießen. Wenn Du für Deine 52 Sportarten nochwas brauchst, melde Dich.

    Albert
    Tauchlehrer und Taucherarzt

  • #2

    Caroversum (Mittwoch, 01 Februar 2017 10:58)

    @Albert: Oh je, da hab ich was durcheinander geworfen. Hab es direkt geändert! Bogenschießen klingt auch toll, da komme ich gerne mal mit!