Wakeboarden - Woche 22

Wakeboarden - Der beste Outdoor-Sport der Welt

Ja, ich weiß. Ich rede viel vom Wakeboarden. Davon, dass der Trick endlich klappt. Davon, was ich mir für ein neues Board gekauft habe. Davon, wie weh die letzte Gesichtsbremse getan hat. Aber vor allem davon, wie glücklich mich dieser Sport macht. Ohne Wakeboarden gäbe es dieses ganze Projekt nicht. Und deswegen darf diese Sportart hier nicht fehlen.

Blaue Flecken, Schleudertrauma und ein breites Grinsen

Angefangen hat alles vor vier Jahren beim Saisonabschluss am Bleibtreusee. Ein schöner September-Nachmittag am Seeufer mit neuen Bekannten. Sie drehten ihre Runden auf dem Wasser - ich war froh, am Rand in der Sonne zu sitzen. Das dunkle Seewasser mit seinen unbekannten Bewohnern aus sicherer Entfernung beobachten. Keine Lust auf 30 Km/h ohne Kontrolle. Keine Lust auf schmerzhafte Begegnungen mit der Wasseroberfläche. Keine Lust, in den dunklen See zu stürzen. Aber ich hatte nicht mit den Überredungskünsten meiner Freunde gerechnet. Irgendwie fand ich mich plötzlich in einem Neoprenanzug wieder, mit Wasserski unterm Arm. Zwei Stunden später hatte ich zwar immer noch Angst vor dem Wasser, mehrere blaue Flecken und Nackenschmerzen - aber auch ein breites Grinsen im Gesicht. Ich war infiziert - zum Glück so sehr, dass ich es ertragen habe, etwa 200 mal das hier zu machen:

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Wakeboarden ist mein Soul-Sport

Irgendwann haben selbst die Profis am Rand applaudiert. Nur leider nicht für das umwerfende Talent, sondern für das Durchhaltevermögen. Unbeirrt bin ich gestartet, hingeklatscht, zurückgeschwommen und wieder gestartet. Immer mit einem Lächeln, ohne Frust, selbst das Hinfallen hat mich nicht davon abgehalten, alles großartig zu finden. Vergessen die Angst vor dem dunklen Wasser mit seinen Fischen und Algen. Vergessen die Angst vor den Schmerzen beim Sturz. Bescheuert? Vielleicht. Aber irgendwie war es Sport-Liebe auf den ersten Blick. Und dann hat es plötzlich funktioniert. Auf einmal konnte ich Runden fahren.

 

Es ist ein großartiges Gefühl, über das Wasser zu gleiten, die Kante so ins Wasser zu drücken, dass eine Fontäne seitlich hochspritzt. Ich liebe es, meine Angst zu überwinden und über die Obstacles zu fahren und zu springen. Jedesmal aufs neue muss ich allen Mut zusammen nehmen - aber wenn ich es dann schaffe, bin ich der glücklichste Mensch der Welt. Außerdem liebe ich die Atmosphäre am See: Es ist jedesmal wie ein kleiner Strandurlaub mit netten Menschen. Und wenn ich nach zwei Stunden Wakeboarden und anschließendem Grillen und in der Sonne liegen nach Hause fahre, bin ich frei im Kopf. Alle Sorgen sind vergessen, alle Rückenverspannungen sind weg und ich habe einfach nur noch gute Laune. Es gibt für mich keinen besseren Outdoor-Sport und deswegen passt Wakeboarden auch hervorragend zur Blog-Parade von https://ousuca.com.

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Fotocredits: Sebastian Dohle

Vom EasyUp zum Wakeboard-Camp

Da am Anfang alles noch sehr wacklig war, hatte ich bei Youtube nach Tutorials gesucht. Und stieß auf einen lustigen Österreicher mit Dreadlocks. Zum ersten Mal hörte ich Begriffe wie "Raley" und "Backroll". Viele Videos später landete ich auf der Homepage von Daniel Fetz und auf seinem Angebot für Wakeboard-Camps. "Wenn der es mir nicht beibringen kann, wer dann?" dachte ich mir. Meine Freunde fanden es erst lustig, dass ich als totale Anfängerin in ein Camp wollte - sind dann aber mitgefahren. Und weil Fetzy es geschafft hat, mir Ollies, Switch fahren und sogar Kurven-Raleys, also erste Sprünge um die Kurve beizubringen, war klar: Für 52weeks52sports muss ich nochmal zu Fetzysworld. Und einen neuen Trick lernen.

Welcome to Fetzysworld

Fetzysworld liegt eine gute Viertelstunde von Linz entfernt und ist ein kleines Paradies. Ein ruhiger See mit einem 2.0 System - also einer Anlage, die auf und ab, statt im Kreis fährt. Am Ufer gemütliche Sonnenliegen, eine Chillout-Area aus Euro-Paletten, ein Grill, ein Trainingstrampolin und vor allem nette Menschen - angefangen bei Daniel Fetz selbst, über seine Verlobte Bine, die mit ihrer Massage auch den schlimmsten Sturz vergessen lässt, bis hin zu Coach Mario, der in Woche 22 vor der Herausforderung stand, mir einen 360 Surface beizubringen. Also eine ganze Drehung um die eigene Achse auf dem Wasser. Die Schwierigkeit dabei: Sich zu trauen, beim Fahren kurz nach hinten zu schauen. Die Hantel hinter dem Rücken zu übergeben. Das Gleichgewicht auf dem Board zu halten, um nicht mit der Kante im Wasser hängen zu bleiben und aufs Gesicht oder den Hinterkopf zu klatschen. Auf jeden Fall ein Trick außerhalb meiner Komfortzone. Deswegen war ich froh um die Trockenübungen, die Mario zum Start mit uns gemacht hat. Wieder und wieder habe ich die Übungs-Hantel hinter dem Rücken gedreht, den Kopf über die Schulter genommen und versucht, mir den Bewegungsablauf ins Gedächtnis zu brennen. Dann musste ich aufs Wasser.

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Fotocredits: Daniel Fetz

The Voice of Austria

Bei Fetzy gibts es Coaching per Funkhelm. Und es war verdammt beruhigend, Marios entspannte Stimme zu hören, während ich mühsam versucht habe, mich auf dem Wasser zu drehen. Denn alles, was ich mir an Technik und Tipps an Land in den Kopf hämmere, ist weg, sobald ich auf dem Wasser bin. Dann geht alles so schnell, dass ich an nichts mehr denken kann. Wo die Hantel hin muss? Wie ich das Gewicht verlagere? Keine Ahnung - ich bin mit Überleben beschäftigt... Gut also, dass Mario den Job meines Gehirns übernommen hat. Als erstes haben wir die Drehung über den Rücken, also den Backside 180 geübt. Zumindest haben wir es versucht. Wieder und wieder habe ich eine Vierteldrehung gemacht, Angst bekommen, den Po wenig elegant rausgestreckt, die Hantel verloren und bin ins Wasser gefallen. Eine ganze Coaching-Session ist drauf gegangen, bis ich es hinbekommen habe, mich zu drehen. Etwas frustriert habe ich also an Land weiter geübt. Ich brauche halt beim Wakeboarden für alles etwas länger.

In der zweiten Session hat Mario mir dann in den Hintern getreten: "Jetzt trau dich mal!" Seine Ansage: Keine Backside-Drehung mehr üben, sondern direkt den 360. "Der fällt den meisten sogar leichter!" Bevor es los geht, verspricht Mario mir noch, während der Drehung erst mal Geschwindigkeit raus zu nehmen. Ich atme tief durch und lasse mich aus dem Wasser ziehen. Fahre eine Kurve und zurück, auf Mario zu. "Ein bisschen nach links rausfahren" höre ich auf meinem Ohr. Ich mache mich klein, gebe Druck auf die Zehen und fahre ein wenig seitlich vom Zugseil. "Und los: Hantel an die hintere Hüfte" - ich ziehe und mein hinterer Fuß dreht das Board nach vorne. Mit Schwung. Ich überdrehe, nehme allen Mut zusammen und drehe den Kopf hintenrum über die Schulter. Angespannt warte ich auf den harten Einschlag. Aber er kommt nicht, das Board dreht wie auf Butter und ich drehe mich einmal um mich selbst. "Yeeeeeeeeeees!!!" rufen Mario und Fetzy gleichzeitig. Und meine Freundinnen am Rand johlen und klatschen. Ich sinke glücklich ins Wasser. Und greife wieder nach der Hantel. Ich will das direkt noch mal ausprobieren. Am Schluss des Camps funktioniert es immer sicherer - auch ohne, dass Mario vom Gas gehen muss.

Cologne Cable Crew - Meine Wakeboard-Heimat

Ich bin total happy. Und zwar so sehr, dass ich es am Tag nach dem Camp direkt an meinem Homecable in Langenfeld ausprobiere. Zwei Mal klatsche ich ordentlich aufs Wasser und dann ist es wieder da - das Butter-Gefühl. Ich drehe mich, erwische die Hantel hinter dem Rücken und fahre weiter. Einfach so. Jetzt weiß ich, was ich den Rest des Sommers mit der Cologne Cable Crew üben werde. Also mit meinen Wakeboard-Kollegen, mit denen ich mir im Sommer alle zwei Wochen eine Bahn teile. Und von denen ich so viel Motivation bekomme, es immer wieder zu probieren. Bis auch das letzte bisschen Angst davor endlich weg ist!