Longboarden - Woche 24

Autsch! Für einen kurzen Moment habe ich gedacht: Das war's jetzt mit meinem Projekt. Da ist was kaputt in meinem Fuß. Verdammt. Kurz durchatmen. Zähne zusammen beißen, Helm gerade richten, aufstehen und zurück aufs Board. Ich lasse mich doch nicht von einem umgeknickten Knöchel aufhalten...

Rolling, Rolling, Rolling

Vor gut einem Jahr hatte ich mich im Boardshop bequatschen lassen: Longboarden sei eine super Ergänzung zum Wakeboarden. Mit einem Longboard unter dem Arm aber leider ohne jegliche Ahnung verlies ich den Laden wieder. Ein paar wacklige Fahrversuche später hab ich es schnell wieder aufgegeben. Irgendwie klappte das mit dem Anschieben und Aufstellen so gar nicht und da war sie mal wieder: Die unvermeidbare und ehrlich gesagt auch extrem nervige Angst, mich zu verletzen. Fortan hing das Board also als dekorativer Staubfänger im Boardrack an der Wand. Bis heute. Denn für 52weeks52sports wollte ich einen neuen Versuch starten. Kann ja nicht sein, dass ich Wakeboarden, Snowboarden und Surfen toll finde, mit dem Longboard aber nicht klar komme. Für Sebi von der Longboardschule Köln ist ziemlich schnell klar, warum ich bisher keinen Erfolg hatte: Ich komme kaum vom Fleck. Die günstigen Rollen an meinem Board bremsen mich aus. Also sucht Sebi mir erstmal aus seinen vielen Boards ein passendes aus. Und erklärt mir die wichtigste Lektion:

Wer Longboarden will, muss schrauben

Ich bekomme also einen Schraubenschlüssel in die Hand gedrückt und tausche die weichen Lenkgummis gegen etwas härtere aus. Das soll mir mehr Stabilität auf dem Board geben. Am Ende geht es mir wie mit dem Ikea-Regal: Ein Teil ist übrig. Also alles noch mal aufschrauben und die vergessene Unterlegscheibe einsetzen. Dann kann es losgehen.

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Push your limits

Als erstes erkärt Sebi mir, wie ich richtig pushe, also das Board anschiebe. Vorsichtig stelle ich meinen rechten Fuß in Fahrtrichtung auf das Board und schiebe es zaghaft mit dem linken Fuß an. So eiere ich ein paar Minuten lang den Gehweg auf und ab und versuche erst mal, auf einem Bein das Gleichgewicht zu halten. Bis Sebi sagt: "So, jetzt auch den zweiten Fuß aufs Board setzen." Oh wei. Ich pushe und pushe und pushe - aber erst als Sebi "Los jetzt!" ruft, traue ich mich, mich aufs Board zu stellen. Es fühlt sich wacklig an und ich rudere hektisch mit den Armen, um das Gleichgewicht zu halten. Ein winzig kleiner Ast auf dem Boden bremst meine erste Fahrt unsanft aus. Ich holpere drüber und springe ab. Und dann haut mir auch noch das Board ab. Ich hechte hinterher. Oh wei. Eine gute halbe Stunde geht es so hin und her, dann findet Sebi, dass ich bereit für die Straße bin.

Asphalt-Surfer

Vorsichtig probiere ich auf einer kleinen Seitenstraße mit sehr glattem Belag die ersten Kurven aus - und es entsteht tatsächlich eine Art Surf-Gefühl. Sanft gleiten die Rollen über den Asphalt, ich verlagere das Gewicht von links nach rechts und fahre Schlangenlinien. Ein tolles Gefühl, bis zum nächsten Gulli. Wieder holpert es, wieder springe ich vorsichtshalber ab. Und zwar jedesmal mit dem vorderen Fuß zuerst. "Nicht gut!", sagt Sebi. "Dabei kann dir das Board nach vorne wegschießen!" Für Sebi ist klar: Ich muss mich meiner Angst vor Hubbeln stellen. Heißt im Klartext: Ich soll üben, Bordsteine runter und auch wieder hoch zu fahren. Keine Vorstellung, die mich begeistert. Langsam schiebe ich mein Board an und rolle in Zeitlupe auf den wirklich nicht besonders hohen Bordstein zu. Am Liebsten würde ich die Augen zu machen. Ich halte die Luft an, gehe in die Knie und das Board holpert unter mir über die Kante. Und es passiert: Nichts! Ich rolle einfach weiter. Das war ja einfach. Also heißt es jetzt: Den Bordstein wieder hoch. Sebi erklärt mir, dass ich die Stelle leicht schräg anfahren muss, damit mein Board nicht abprupt gebremst wird. Bei den ersten Anfahrten springe ich jedesmal ängstlich vor der Kante ab. Dann nehme ich meinen Mut zusammen und fahren den Bordstein an. Und diesmal geht es schief: Das Board kriegt einen Schlag, ich springe ab, knicke bei der Landung fies um, knalle auf den Hintern und spüre einen stechenden Schmerz im Knöchel. Verdammter Mist.

Betreutes Longboarden

Da sitze ich auf dem Boden und halte meinen Fuß fest! Aua. Sebi guckt besorgt: "Alles gut?" Alles gut - glaube ich jedenfalls. Viel mehr beschäftigt mich die Frage: "Hast du es auf Video?" Sebi zeigt mir den Clip und ich muss lachen. Es sieht einfach ziemlich lustig aus, wie ich auf den Hintern falle. Vorsichtig stehe ich auf und belaste den Fuß. Ganz weg ist der Schmerz nicht, aber ich will weiterfahren. Dann eben jetzt betreutes Rollen: Bei den nächsten Versuchen, den Bordstein hoch zu fahren, hält Sebi mir die Hand hin. Und es klappt ganz ohne Sturz. Und dass ich dabei Händchen halten muss, ist ok. Hauptsache, ich traue mich überhaupt, es noch mal zu probieren. Für die letzte Lektion rollen Sebi und ich dann gemütlich zu einer leicht abfallenden Straße. Und ich muss wieder auf einem Bein das Gleichgewicht halten - denn jetzt geht es ans Bremsen. Dafür muss ich meinen linken Fuß vorsichtig neben dem Board über den Boden schleifen lassen. Zu wissen, wie ich bremsen kann, gibt mir Sicherheit. Und so rolle ich am Ende gemütlich mit Sebi ein paar Straßen entlang. Richtig schnell werde ich dabei nicht. Aber zwischendurch bekomme ich zumindest eine Ahnung davon, wie viel Spaß Longboarden machen kann. Ich brauche aber noch richtig viel Übung. Mal sehen, ob ich aus dem Feigling in mir doch noch einen Asphalt-Surfer machen kann.

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